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Escape Room: das Spiel für den Spieler und das Psychologiespiel für den Beobachter

Vor kurzem hatten wir Besuch vom Bildungsnetz Zug (BNZ). Das BNZ unterstützt durch gezielte und individuelle Coachings, Jugendliche auf ihrem Weg in der Lehre. Letzte Woche starteten die Lernenden für das Jahr 2018/2019. Insgesamt waren 35 Lernende zu Besuch, welche auf 6 Gruppen aufgeteilt wurden. Für die Einführungswoche stand unter anderem der Besuch bei Inside Breakout auf dem Programm.

 

Für Inside Breakout ist der Besuch der Gruppe ein interessantes Projekt gewesen. Im Grunde war der Ablauf wie bei anderen Besuchen auch: eine kurze Besprechung der Regeln und Story, das Spielen für 60 Minuten und ein Debriefing. Das Spiel wird innerhalb der 60 Minuten von uns Videoüberwacht. Bei diesem Versuch saßen die Coaches vom Bildungsnetz mit uns an den Monitoren und konnten sich einen guten Eindruck über die Gruppendynamik zu den eingeteilten Gruppen verschaffen. Die Lernenden lernten sich erst neu kennen, somit war es ein interessanter Versuch zu schauen, wie die Kommunikation zwischen zufällig ausgewählten Gruppen funktioniert. 


Die Beobachtung von außen dient in erster Linie dazu, den Spielern mit Hinweisen zur Unterstützung zu eilen, falls sie mal nicht weiterkommen sollten. Es ist allerdings auch ein reines Psychologiespiel: Wieso handelt die Gruppe so wie sie es tut? Warum teilt Person A die gefundene Information nicht mit den anderen, obwohl doch am Anfang darauf hingewiesen wird, gefundene Hinweise und Informationen mit anderen zu teilen? Wieso schaltet Person B auf einmal ab und zieht sich zurück? Die Person C, welche am Anfang noch Angst hatte teilzunehmen, übernimmt auf einmal das Zepter und blüht komplett auf! 


Viele denken, dass es sich bei einem Escape Room um einen Raum mit Rätseln handelt, bei denen die Teilnehmer verschiedene Aufgaben lösen müssen, um die Mission zu erfüllen. Aus Sicht der Spieler, ist dies auch der Fall. Aus Sicht des Beobachters, wird das Ganze allerdings zu einem spannenden psychologischen Spiel, in dem „ungesehene“ Charakterzüge deutlich und reale Persönlichkeitsmerkmale erkennbar werden. Die Teilnehmer gehen für 60 Minuten in einen Raum und stehen unter Stress. Wie gehen sie mit diesem Stressfaktor um? Viele tauchen so tief in diese Welt ein, dass sie alles um sich herum vergessen, was dann ihre inneren Charakterzüge zum Schein kommen lässt. 

Aus Sicht des Beobachters, wird das Ganze zu einem spannenden psychologischen Spiel, in dem „ungesehene“ Charakterzüge deutlich und reale Persönlichkeitsmerkmale erkennbar werden.

Zurzeit sind Escape Rooms dafür gedacht, um Spaß zu haben und gemeinsam eine tolle Zeit zu verbringen. Dieser Aspekt sollte und wird wahrscheinlich immer im Vordergrund stehen. Ich bin aber fest davon überzeugt, dass die Bedeutung von Escape Rooms für andere Arten der Nutzung zunehmen wird: Team Building Aktivitäten mit anschließenden Workshops und Persönlichkeitsanlysen, Leadership Trainings, Kommunikationsexperimente durch Beobachtung von außen (wie bei dem BNZ), Analyse von Persönlichkeiten als Teil von Assessment Tagen für Jobanstellungen, Militärtrainings zur Gruppenstärkung. Natürlich müssen die Konzepte der Spiele für solche Nutzungen geeignet sein. Unternehmen, die solche Vorhaben angehen möchten, sollten mit den Escape Room Inhabern vorab detailliert besprechen, welche Arten von Nutzungen möglich sind.


Der Kreativität sind keine Grenzen gesetzt. Eines ist für mich klar und hat sich nach mehr als 300 Spielen Leitung und Beobachtung gezeigt: innerhalb von 60 Minuten in einem Escape Room kann extrem viel über die Persönlichkeit von individuellen Menschen, aber auch Gruppen ausgesagt werden. Deutlich mehr, als nach einem 60-Minütigen persönlichen Gespräch, wo die Person nur darüber erzählen kann, wie sie in bestimmten Situationen handeln würde. 


Zohaib Burney, 21.08.2018

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